Senatorin Lompscher stellt neue Schülerstudie vor

In über 40 Ländern werden alle vier Jahre Schülerinnen und Schüler im Alter von 11 bis 15 Jahren zu ihrem Gesundheitszustand und ihren Lebensbedingungen befragt. Die Studie „Health Behaviour in School-aged Children“ (HBSC) wird unter Schirmherrschaft der WHO durchgeführt. In Deutschland haben sich 2006 neben Berlin noch Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Sachsen beteiligt. Berlins Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher hat heute den Berliner Bericht „Gesundheits- und Risikoverhalten von Berliner Kindern und Jugendlichen – Ergebnisse der HBSC-Studie 2006 vorgestellt. Der Berliner Bericht enthält Aussagen zum Gesundheitszustand der Schülerinnen und Schüler, zu ihrem Gesundheits- und Risikoverhalten, zu ihren sozialen Beziehungen und zum Schulklima. Für diesen Bericht wurden im Jahr 2006 knapp 1.300 Berliner Schülerinnen und Schüler der fünften, siebten und neunten Klassenstufe befragt. „Die Befragungsergebnisse liefern wichtige Daten und erweitern unser Wissen über die Lebensweise und das Gesundheitsverhalten der Schülerinnen und Schüler. Da Berlin bereits 2002 und damit zum zweiten Mal an dieser Studie teilgenommen hat, können wir auch Trends ableiten. Der Bericht ist damit für Eltern, Schule, Politik und Wissenschaft gleichermaßen interessant“, sagte Katrin Lompscher, Senatorin für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz.

Gesundheitszustand:

Die Mehrheit der befragten Schülerinnen und Schüler schätzt den eigenen Gesundheitszustand und auch das seelische Wohlbefinden positiv ein. Allerdings klagt fast ein Viertel (24 %) der Befragten über mindestens zwei wiederholt auftretende psychosomatische Beschwerden (z. B. Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Einschlafprobleme) in den letzten sechs Monaten. Der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die unter wiederkehrenden psychosomatischen Beschwerden leiden, ist seit dem Jahr 2002 deutlich (20 %) angestiegen. Eng verknüpft mit diesen gesundheitlichen Beschwerden sind auch die Selbsteinschätzung des Gesundheitszustandes und der gesundheitsbezogenen Lebensqualität, in der ein Fünftel (20 %) der Berliner Schülerinnen und Schüler Beeinträchtigungen in mehreren Bereichen angibt.

Psychische Probleme treten häufiger bei Schülerinnen und Schülern aus Familien mit geringerem Wohlstandsniveau auf, und sie sind häufiger mit Schmerzen und entsprechendem Medikamentenkonsum assoziiert. Im Vergleich zur Befragung im Jahr 2002 haben psychische Auffälligkeiten deutlich zugenommen. So muss pro Schulklasse mit zwei bis drei psychisch auffälligen Schülerinnen und Schülern gerechnet werden.

Alkohol-, Medikamenten- und Tabakkonsum:

Die Mehrheit der befragten Schülerinnen und Schüler raucht nicht und trinkt keinen Alkohol. Mit zunehmendem Alter nimmt der Konsum von Tabak und Alkohol deutlich und rasch zu. Im Alkoholkonsum und im Rauschtrinken bestehen im Übrigen keine Unterschiede zu Hamburg.

Aufgrund steigender Zahlen von Kindern und Jugendlichen, die mit Alkoholvergiftung in Berliner Krankenhäuser eingeliefert werden, wird häufig angenommen, dass der Alkoholkonsum und insbesondere das Rauschtrinken in den letzten Jahren dramatisch zugenommen haben. Aus der Befragung ergibt sich ein anderes Bild: Der Konsum alkoholhaltiger Getränke hat sich im Vergleich zu 2002 nicht verändert. Der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die sich bereits mehr als einmal betrunken haben, ist im gleichen Zeitraum um vier Prozentpunkte (von 20 % auf 16 %) zurückgegangen. Auch der Konsum von Cannabis ist im Vergleich zur Befragung im Jahr 2002 zurückgegangen.

Anlass zur Sorge bietet in diesem Zusammenhang der Medikamentenkonsum. Die Hälfte der Befragten hat im letzten Monat mindestens ein Medikament eingenommen, am häufigsten wegen Beschwerden wie Kopf- oder Bauchschmerzen. Dabei greifen Mädchen offensichtlich öfter zur Tablette als Jungen.

Schulklima:

Erfreulich ist, dass die befragten Kinder und Jugendlichen über ein hohes Ausmaß an elterlicher und sozialer Unterstützung verfügen, die im Vergleich zum Jahr 2002 sogar noch zugenommen hat. In der Einschätzung der schulischen Lernbedingungen gibt es sowohl zwischen Mädchen und Jungen als auch zwischen Deutschen und Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund kaum Unterschiede. Das Schulklima wird im Allgemeinen positiv bewertet. Mit steigender Klassenstufe fallen die Schulzufriedenheit, die Einschätzung der eigenen Schulleistungen und die Beurteilung des Schulklimas allerdings weniger positiv aus. Im Städtevergleich wird das Schulklima von den Schülerinnen und Schülern in Hamburg etwas positiver eingeschätzt als in Berlin.

Erschreckend hoch ist in allen befragten Altersstufen der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die von Mobbing – sei es als Täter, sei es als Opfer – berichten. Nur etwa die Hälfte ist nach eigenen Angaben nicht von Mobbing betroffen.

Ernährung:

Die Ernährungsgewohnheiten und die körperlichen Aktivitäten der Kinder und Jugendlichen sind als problematisch einzuschätzen: Fast alle essen zu wenig Obst und Gemüse und die meisten bewegen sich auch zu wenig. Nicht mal acht Prozent der Schülerinnen und Schüler erreichen den von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlenen Verzehr von fünf Portionen Obst und Gemüse pro Tag. Fast die Hälfte nimmt nicht an allen Schultagen ein Frühstück vor der Schule ein.

Die Daten der HBSC-Studie bestätigen einmal mehr, dass Mädchen sich weniger körperlich betätigen als Jungen.

Insgesamt sind im Risikoverhalten der Schülerinnen und Schüler erste positive Tendenzen zu erkennen, die auf die Wirksamkeit staatlicher Maßnahmen (z. B. Rauchverbot an Schulen) hindeuten. Sowohl der Tabakkonsum als auch das Rauschtrinken sind dieser Studie zufolge im Vergleich zu 2002 rückläufig.

„Wir werden die Ergebnisse mit den bezirklichen Gesundheitsämtern, der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung, mit den Krankenkassen und der Ärzteschaft auswerten. Die Ergebnisse bilden sowohl eine Grundlage für die Überprüfung der Wirksamkeit von bestehenden Präventionsangeboten als auch für Überlegungen für weitere geeignete Maßnahmen zur Prävention und Intervention im Kindes- und Jugendalter“, sagte Katrin Lompscher abschließend.

Der Spezialbericht „Gesundheits- und Risikoverhalten von Berliner Kindern und Jugendlichen – Ergebnisse der HBSC-Studie 2006“ ist im Internet unter http://www.berlin.de/sen/statistik/gessoz/index.html abrufbar.

Rückfragen: Dr. Marie-Luise Dittmar, Telefon: (030) 9025 2153Pressemitteilung vom 17.09.2008, 11:00 Uhr Gesundheit or/pw

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