Weniger Kinder brauchen Sprachförderung



Deutsch Plus Ergebnisse 2007: 23 % der Kinder mit Sprachförderbedarf - Weniger Kinder brauchen Sprachförderung. Die Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung teilt mit: Bei der Sprachstandserhebung Deutsch Plus im vergangenen Herbst von Kindern, die noch nicht zur Schule gehen, ist bei 5802 von insgesamt 25 136 Kindern (23,1 %) ein Sprachförderbedarf festgestellt worden. Die Entwicklung in den vergangenen Jahren zeigt, dass der Anteil an Kindern mit Förderbedarf, der im Jahr 2004 noch bei 26,1 % lag, stetig abnimmt. Bildungssenator Prof. Dr. E. Jürgen Zöllner betonte: „Es gibt viel zu viele Kinder, die noch nicht zur Schule gehen, die große Sprachprobleme haben. Nachdem aber nunmehr in den letzten vier Erhebungen der Anteil derjenigen abnimmt, die Förderung brauchen, kann man von einem Trend sprechen. Hier schlägt vor allem die gestiegene gesellschaftliche Bedeutung von Bildung durch, die dazu führt, dass Eltern aus allen Schichten und Kreisen mehr als je zuvor auf die Sprachentwicklung ihrer Kinder achten.“

Deutsch Plus testet die Fähigkeit von Kindern, die deutsche Sprache zu verstehen und sie altersgemäß zu sprechen. Deutsch Plus wird in Kitas und Schulen durchgeführt. Die Kinder erhalten dazu kleine Aufgaben wie Bildbeschreibungen oder Nacherzählungen. In den Kitas wurde der Sprachstand im Herbst erhoben. Kinder, die nicht in eine Kita gehen, sind bei der Schulanmeldung im November 2007 getestet worden. Da Deutsch Plus ein Schwellentest ist, kann man damit etwaige Sprachschwächen nicht genau diagnostizieren. Zur gezielten Diagnose und zur Festlegung der individuellen Fördermaßnahmen können die Schulen zusätzlich andere Instrumente einsetzen.

Insgesamt sind 25 136 Kinder gestestet worden, die im Schuljahr 2008/2009 eingeschult werden: 24 376 Kitakinder (97 %) und 760 Kinder, die nicht die Kita besuchen. Diese Kinder nehmen entweder

· seit dem 5. Februar 2008 täglich drei Stunden an einem Sprachkurs mit einem Gesamtumfang von ca. 300 Stunden an den Grundschulen teil oder

 

· sie erhalten in ihrer Kita eine gesonderte Sprachförderung. Schon in wenigen Wochen wird der Sprachstand aller Kinder erhoben, die im Schuljahr 2009/2010 eingeschult werden. Mit dem Vorziehen des Tests um ein halbes Jahr, wird es möglich, den Umfang der Sprachförderung auf ca. 600 Stunden zu verdoppeln. Denn alle Kinder mit Bedarf beginnen mit der Sprachförderung dann schon im September des Vorjahres und nicht erst im Februar des Einschulungsjahrs.

Nach Herkunftssprache: Einen positiven Trend gibt es auch bei Kindern nichtdeutscher Herkunftssprache (ndH): Hatten im Jahr 2005 noch 56,5 % der ndH-Kinder Förderbedarf sind es in diesem Jahr nur noch 51,5 %. Auch die Ergebnisse der Kinder deutscher Herkunftssprache haben sich von 12,4 % (2005) auf aktuell 10,4 % verbessert. Bei Kindern, die keine Einrichtung besuchen, ist der Förderbedarf viel größer (bei ndH=72,5 %) und es ist kein positiver Trend festzustellen.

Nach Einrichtung: Nach wie vor hat mehr als jedes fünfte Kitakind (2007: 22,3 %) Sprachförderbedarf. Bei den Kindern, die in keine Einrichtung gehen ist es sogar jedes zweite Kind. Der Anteil von Kindern deutscher Herkunftssprache mit Förderbedarf in der Kita ist mit 9,9 % deutlich niedriger als für die gleiche Gruppe, die nicht in die Kita geht (30,2 %). Bei den Kindern nichtdeutscher Herkunftssprache ist der Unterschied zugunsten der Kitakinder ebenso groß (50,6 % zu 72,5 %).

Bildungssenator Zöllner: „Die Sprachförderung in den Kitas muss noch besser werden. Aber bei allem Verbesserungsbedarf macht der Vergleich zwischen Kitakindern und Kindern ohne Einrichtung deutlich, dass die Kitas einen großen Teil der familiären und herkunftsbedingten Nachteile kompensieren können. Leider sind aber auch unter den Kitakinder viel zu viele, die nicht richtig deutsch sprechen können. Diese Ergebnisse sind deshalb insgesamt kein Grund zum Jubeln, weil sie gerade bei Kindern nichtdeutscher Herkunftssprache fernab dessen sind, was unsere Gesellschaft tolerieren darf. Aber wir dürfen nicht verkennen, dass es Bewegung gibt – und zwar in die richtige Richtung. Wir müssen noch mehr tun und wir tun noch mehr. Mit der schrittweisen Abschaffung von Kitabeiträgen und mit der Verdoppelung des Umfangs der vorschulischen Sprachförderung ab dem nächsten Schuljahr schreitet Berlin weiter auf dem richtigen Weg voran. Schon jetzt gilt aber, dass kein anderes Bundesland die vorschulische Bildung in den Kitas – insbesondere die Sprachförderung – (Stichwort: Kita-Bildungsprogramm und Sprachlerntagebuch) so systematisch und konsequent verstärkt hat wie Berlin.“

Zur Integration von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen nichtdeutscher Herkunft baut Berlin auf eine umfassende Sprachförderung. Diese ist gestützt auf drei Säulen: intervenierende Maßnahmen (z. B. Kita-Besuch, Deutsch als Zweitsprache, individuelle Förderung im Unterricht, besondere Sprachförderung in der Sekundarstufe I wie Förderunterricht und besondere Wahlpflichtangebote für Schülerinnen und Schüler mit sprachlichen Defiziten), flankierende Maßnahmen (z. B. Mütterkurse, Quartiersmanagement) und sichernde Maßnahmen (z. B. Aus- und Fortbildung von Erzieherinnen, Erziehern, Lehrerinnen und Lehrern). Eine Übersicht der Ergebnisse von Deutsch Plus sowie alle Informationen zur Sprachförderung in Berlin und zum Berliner Konzept Integration durch Bildung finden Sie unter

http://www.berlin.de/sen/bildung/schulqualitaet/lernausgangsuntersuchungen/ und

http://www.berlin.de/sen/bildung/foerderung/schueler_nichtdeutscher_herkunftssprache/

Rückfragen: Pressesprecher, Telefon: 9026 5846, Pressemitteilung vom 09.05.2008, 11:00 Uhr or/pw



--->Bildung und Wissen

 
 

Kategorien