Das Ehrendenkmal im Treptower Park

Das Sowjetische Ehrenmal in Berlin Treptower Park
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden von der siegreichen Roten Armee im Stadtgebiet von Berlin drei sowjetische Ehrenmale angelegt. Sie sollten an die getöteten Rotarmisten erinnern, insbesondere an die etwa 80.000 sowjetischen Soldaten, die bei der Eroberung der NS-Reichshauptstadt gefallen waren. Diese Ehrenmale sind nicht nur Denkmale an den Sieg über Nazideutschland, sondern gleichzeitig auch Soldatenfriedhöfe und somit Sowjetische Kriegsgräberstätten in Deutschland. Das zentrale Ehrenmal war die Anlage im Treptower Park. Daneben entstand das Ehrenmal in der Schönholzer Heide (Berlin-Pankow/Schönholzer Heide) und das Ehrenmal im Tiergarten.
Zur Gestaltung der Gedenkstätte wurde von den sowjetischen Besatzungstruppen ein Wettbewerb ausgelobt. Von Juni 1946 an wurde ein unter 52 eingereichten Entwürfen ausgewählter Vorschlag umgesetzt. Er stammt von einem sowjetischen „Schöpferkollektiv“, dem der Architekt Jakow S. Belopolski, der Bildhauer Jewgeni Wutschetitsch, der Maler Alexander A. Gorpenko und die Ingenieurin Sarra S. Walerius vorstanden. Die Gedenkstätte wurde an Stelle der dort vorhandenen großen Spiel- und Sportwiese angelegt, im Mai 1949 wurde die Anlage vollendet.
Im Oktober 2003 wurde die Statue des Rotarmisten in einer Werkstatt auf Rügen restauriert, mit einem Schiff wieder nach Berlin gebracht, und steht seit dem 4. Mai 2004 wieder auf ihrem Sockel.
Bei der Einweihung des Sowjetischen Ehrenmals im Treptower Park am 8. Mai 1949, dem 4. Jahrestag des Kriegsendes, war Otto Grotewohl, einer der beiden Vorsitzenden der SED und spätere Ministerpräsident der noch im selben Jahr gegründeten Deutschen Demokratischen Republik, Leiter der deutschen Delegation. Er endete seine Rede mit den Worten: „Wir danken der ruhmreichen Sowjetarmee, die uns von der Geißel der Menschheit, dem Faschismus, befreit hat. Das Gelöbnis von Millionen Proletariern lautet in dieser Stunde: für Demokratie, Frieden und Sozialismus zu kämpfen.“
Im Jahr 1985, zum 40. Jahrestag des Kriegsendes, oder, wie es in der Sprachregelung der DDR hieß, der „Befreiung des deutschen Volkes vom Hitlerfaschismus durch die Sowjetarmee“, veranstalteten die Vertreter der Jugendbewegung der DDR einen abendlichen Fackelzug am Treptower Ehrenmal. Dort leisteten sie stellvertretend den „Schwur der Jugend der DDR“.
Staatlich organisiertes Gedenken findet am Ehrenmal heute kaum noch statt. Einzig das militärische Zeremoniell zum Abzug der russischen Truppen aus der DDR wurde noch hier am Ehrenmal abgehalten: nach einem Festakt im Schauspielhaus am Gendarmenmarkt waren am 31. August 1994 1000 russische und 600 deutsche Soldaten zum gemeinsamen Totengedenken aufmarschiert. Sie lieferten den Rahmen für die von kurzen Ansprachen begleiteten Kranzniederlegungen durch Bundeskanzler Helmut Kohl und Präsident Boris Jelzin. (Wobei Jelzin das Opfer der im Zweiten Weltkrieg gefallenen Millionen sowjetischer Kämpfer ansprach – sie hätten das Recht auf Freiheit nicht nur für das eigene Volk, sondern auch für die Deutschen und die Welt erstritten –, während Kohl den Russen für den bislang friedlichen Abzug dankte.)
Zu Zeiten der DDR war das Denkmal quasi Versteinerung des Gründungsmythos des Staates: von der Sowjetunion befreit aus den Klauen der Nazi-Unterdrückung; ein ewiger Aufruf, den Helden in ihrem sozialistischen Kämpfen und Streben nachzufolgen. Das Kind selbst ist hierbei auch eine Allegorie des neuen Deutschland; des neuen sozialistischen Staates, der nur wenige Monate nach Einweihung dieses Denkmals gegründet wurde. An diesem Ort wurden Erinnerungen geschaffen. Ost-Berliner Schulklassen besuchten oft die Anlage und viele Gedenktage wurden hier feierlich zelebriert (jedes Jahr der 8. Mai als Tag der Befreiung, der 7. Oktober als Tag der Gründung der DDR, und der 23. Februar, der Tag der Sowjetarmee und der Seekriegsflotte). Das Denkmal wurde so zum Ort der Erneuerung eines Versprechens. Es waren nicht nur die Besuche vor Ort, die die Erinnerung und das Wissen um dieses Denkmal wach hielten. Das Ehrenmal war ein präsentes Bild im Alltagsleben der DDR. Die 1-Mark-Briefmarke trug eine Abbildung des Befreiers – und zum 40 Jahrestag 1985 gab es eine Sondermarke. (In der Sowjetunion war das nicht anders. Dort war Wutschetitschs Befreier auf der 1-Rubel-Münze abgebildet - Pobieda nad faschistskoi germaniei – Sieg über das faschistische Deutschland).
Die Sowjetischen Kriegerdenkmale waren denn auch wichtiger Verhandlungspunkt der russischen Seite für die Zwei-plus-Vier-Verträge zur deutschen Einheit. Die Bundesrepublik wurde darin dazu verpflichtet, ihren Bestand auf ewig zu gewährleisten, sie zu unterhalten und zu reparieren. Jedwede Veränderungen der Denkmale bedürfen dabei der Zustimmung der russischen Föderation.
Es gibt auch kritische Stimmen zum Denkmal. Nicht jeder kann einfach einen historisch interessierten wissenschaftlichen Blick auf dieses Objekt werfen und es eben auch als historisch betrachten und akzeptieren. Unter anderem gab es Proteste gegen die Stalin-Zitate, und die CDU hatte in der Bezirksverordnetenversammlung Treptow-Köpenick den Antrag gestellt, diese Texte zu entfernen. Wegen Nichtzuständigkeit wurde dieser Antrag dann abgewiesen. Einige der Stalin-Zitate sind heute dem Vandalismus zum Opfer gefallen.
Man betritt das Treptower Ehrenmal, von der Puschkinallee kommend, durch einen Triumphbogen aus grauem Granit. Eine Inschrift auf diesem ehrt die Soldaten, „die für Freiheit und Unabhängigkeit der sozialistischen Heimat gefallen sind“. Dem Weg folgend gelangt man auf eine Art Vorplatz mit einer drei Meter hohen Frauenstatue, einer Allegorie der um ihre gefallenen Söhne trauernden „Mutter Heimat“. Von hier aus eröffnet sich dann die Sichtachse auf das Hauptmonument.
Ein breit angelegter, leicht ansteigender und von Weiden gesäumter Weg führt entlang der Zentralachse zum Hauptfeld der Anlage. Dieses ist markiert durch zwei große, stilisierte Fahnen aus rotem Granit, die sich auf beiden Seiten dem Weg zuneigen. An ihrer Stirnseite befindet sich jeweils die Skulptur eines knienden Soldaten in voller Montur und mit einer Maschinenpistole bewaffnet. Auf der linken Seite ist es ein älterer, auf der rechten ein junger Soldat.
Von hier führen einige Treppen zum symbolischen Gräberfeld hinunter, das das Zentrum der Anlage bildet. Diese mit Gras und kleinen Hecken begrünten Gräber sind durch fünf quadratische Steinplatten mit je einem Lorbeerkranz markiert (die wirklichen Grablegen finden sich jedoch eher an den Seiten der Anlage unter den Platanen und unter dem Grabhügel).
16 weiße Marmorsarkophage stehen entlang der äußeren Begrenzung dieses Feldes. Sie sind auf den beiden Längsseiten mit „Reliefs aus der Geschichte des Vaterländischen Krieges der Sowjetvölker“ versehen und tragen auf der dem zentralen Feld zugewandten Schmalseite Zitate von Josef Stalin, auf russisch auf der linken (nördlichen) und in der deutschen Übertragung auf der rechten (südlichen) Seite der Anlage. Die einzelnen Sarkophage stehen jeweils unter bestimmten Themen: Angriff der Deutschen, Zerstörung und Leiden in der Sowjetunion, Opfer und Verzicht des sowjetischen Volkes und Unterstützung der Armee, Heldenhafte Armee, Heldenhafter Kampf der Armee, Opfer und Leid der Armee, Sieg, Heldentod.
Die letzten beiden Sarkophage, die dem heldenhaften Sterben gewidmet sind, stehen in einer Linie mit dem zentralen Ort der Anlage, einem künstlich angelegten Grabhügel, auf dem, auf einem doppelten, konischen Sockel Jewgeni Wutschetitschs monumentale Skulptur „Der Befreier“ die Anlage dominiert. Die Figur stellt einen Soldaten dar, der in der rechten Hand ein Schwert und auf dem linken Arm schützend ein Kind trägt; ein Hakenkreuz zerbirst gerade unter seinen Stiefeln. Die Skulptur ist 12 Meter hoch und 70 Tonnen schwer. Das Kind soll dabei das unschuldige Volk darstellen, das nun in den Armen des Retters einer besseren Zukunft entgegensehen kann.
Die Statue steht auf einem begehbaren Pavillon, der sich seinerseits auf der Kuppe eines Hügels befindet. In der Kuppel des Pavillons befindet sich ein Mosaik mit einer umlaufenden russischen Inschrift und einer deutschen, allerdings fehlerhaften, Übersetzung. Dieses Mosaik war einer der ersten bedeutende Aufträge in der Nachkriegszeit für die Firma August Wagner, vereinigte Werkstätten für Mosaik und Glasmalerei in Berlin-Neukölln.[1] Der Hügel, auf dem der Pavillon steht, ist einem „Kurgan“ (mittelalterlichen, slawischen Gräbern der Don-Ebene) nachempfunden. Solche Kurgane kommen öfter in den sowjetischen Gedenkanlagen vor: so in Odessa, Donezk, Smolensk, Kiew und in Wolgograd. Im Treptower Park bildet der Hügel samt Pavillon und Statue mit 30 Meter Höhe den alles überragenden Endpunkt der 10 Hektar großen Anlage.
Der Bildhauer selbst hat in mehreren Interviews, so beispielsweise in der Berliner Zeitung vom 14. September 1966, betont, die Darstellung des Soldaten mit einem geretteten Kind habe eine rein symbolische Bedeutung und es würde sich dabei nicht um einen präzisen Vorfall handeln. Allerdings fand in der DDR die Erzählung vom Sergeanten Nikolaj Iwanowitsch Massalow (1921-2001), der am 30. April 1945 beim Sturm auf die Reichskanzlei ein kleines Mädchen in der Nähe der Potsdamer Brücke in Sicherheit gebracht hatte, weite Verbreitung. Ihm zu Ehren wurde an dieser Brücke über den Landwehrkanal eine Gedenktafel angebracht. Er galt auch lange Zeit als Vorbild des „Treptower Soldaten“. Modell für die Bronzefigur stand jedoch der sowjetische Soldat Iwan Odartschenko.
(Quelle: Wikipedia)  or/pw


Das Sowjetische Ehrenmal in Berlin Treptower Park
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